Gewitterangst entwickeln

  • Isabel Scheu
  • 13.06.2025
  • Gewitterangst

Warum manche Hunde Gewitterangst entwickeln und andere nicht

Während einige Hunde ein Gewitter vollkommen gelassen überstehen, geraten andere bereits in Panik, wenn sich der Himmel verdunkelt. Doch warum reagieren manche Hunde extrem ängstlich auf Blitz und Donner, während andere völlig unbeeindruckt bleiben? Die Ursachen für Gewitterangst sind vielfältig und reichen von genetischer Veranlagung über frühere Erfahrungen bis hin zu besonderen Sinneswahrnehmungen. In diesem Beitrag erfährst du, welche Faktoren beeinflussen, ob ein Hund Angst vor Gewittern entwickelt – oder eben nicht.

1. Die genetische Veranlagung – Angst liegt oft in den Genen

Angst ist eine natürliche Schutzreaktion, die in der Tierwelt das Überleben sichert. Manche Hunde haben von Natur aus eine stärkere Neigung zu Ängstlichkeit, weil ihre Vorfahren besonders wachsam oder vorsichtig sein mussten.

Besonders anfällig für Gewitterangst sind:
  • Hütehunde (z. B. Border Collies, Australian Shepherds) – Diese Rassen sind extrem aufmerksam und sensibel gegenüber Umweltreizen, einschließlich lauter Geräusche.
  • Jagdhunde (z. B. Weimaraner, Setter, Pointer) – Da sie oft mit hoher Konzentration auf Geräusche reagieren, können plötzliche laute Töne Stress auslösen.
  • Ängstliche oder unsichere Rassen – Hunde, die generell vorsichtig oder schreckhaft sind, neigen auch eher zu Gewitterangst.

Gleichzeitig gibt es Rassen, die aufgrund ihrer Zuchtgeschichte eine höhere Stressresistenz haben – darunter viele Wach- und Schutzhunde (z. B. Rottweiler oder Bernhardiner).

2. Die individuelle Persönlichkeit des Hundes

Auch innerhalb einer Rasse oder sogar eines Wurfs können Hunde sehr unterschiedlich auf Gewitter reagieren. So wie es mutige und ängstliche Menschen gibt, haben auch Hunde unterschiedliche Temperamente. Ein selbstbewusster, ruhiger Hund wird mit ungewohnten Geräuschen viel entspannter umgehen als ein sensibler oder unsicherer Hund.

Besonders empfindliche Hunde:
  • Neigen allgemein zu Nervosität oder Stress.
  • Reagieren empfindlich auf andere laute Geräusche (z. B. Feuerwerk, Motoren, Staubsauger).
  • Sind stark auf ihren Besitzer fixiert und orientieren sich an dessen Reaktion.

3. Frühe Erfahrungen – Prägung in der Welpenzeit

Die Sozialisierungsphase eines Hundes (ca. 3. bis 16. Woche) ist entscheidend dafür, wie er später mit neuen Situationen umgeht. Ein Welpe, der in dieser Zeit positive Erfahrungen mit lauten Geräuschen macht, entwickelt seltener Ängste.

Mögliche Ursachen für spätere Gewitterangst:
  • Der Hund hatte als Welpe nie Kontakt mit lauten Geräuschen und kennt sie nicht.
  • Er hat ein besonders heftiges Gewitter in der Welpenzeit als bedrohlich empfunden.
  • Negative Erlebnisse (z. B. ein Schreckmoment während eines Gewitters) haben sich im Gedächtnis verankert.

Hunde, die schon als Welpen gezielt an verschiedene Geräusche gewöhnt wurden, sind oft weniger empfindlich gegenüber Blitz und Donner.

4. Sensible Sinnesorgane – Hunde spüren Gewitter anders als wir

Hunde haben eine viel feinere Wahrnehmung als Menschen und nehmen Veränderungen in ihrer Umgebung lange bevor ein Gewitter beginnt wahr.

Hunde spüren:
  • Luftdruckveränderungen: Sinkender Luftdruck signalisiert ihnen, dass ein Unwetter bevorsteht.
  • Elektrische Ladungen: Blitze laden die Atmosphäre elektrisch auf, was Hunde über ihr Fell wahrnehmen können.
  • Gerüche vor dem Gewitter: Viele Hunde riechen den „Metallgeruch“ von Ozon in der Luft.
  • Ferne Donnergeräusche: Während wir Menschen Donner erst spät hören, nehmen Hunde tieffrequente Geräusche viel früher wahr.

Diese Sinneseindrücke können dazu führen, dass besonders empfindliche Hunde schon lange vor dem eigentlichen Gewitter nervös werden.

5. Angstübertragung durch den Halter

Hunde sind Meister darin, die Emotionen ihrer Besitzer zu lesen. Wenn du selbst bei einem Gewitter unruhig wirst, nervös auf Geräusche reagierst oder deinen Hund übertrieben tröstest, kann er dies als Bestätigung für seine Angst interpretieren.

Typische Fehler:
  • Unbewusst besorgt zum Hund schauen, wenn Donner zu hören ist.
  • Den Hund übertrieben bemitleiden („Oh nein, armer Schatz!“).
  • Hektische Bewegungen oder ängstliches Verhalten des Halters.
Besser:

✔ Ruhig bleiben und sich normal verhalten.

✔ Dem Hund Sicherheit vermitteln, ohne ihn übermäßig zu bemitleiden.

✔ Gelassenheit ausstrahlen, damit er merkt, dass keine Gefahr droht.

Warum manche Hunde keine Angst haben

Es gibt auch Hunde, die Gewitter völlig entspannt überstehen. Typischerweise trifft dies auf Hunde zu, die:

  • In der Welpenzeit positive Erfahrungen mit lauten Geräuschen gemacht haben.
  • Von Natur aus ein entspanntes Temperament haben.
  • Ein selbstbewusstes Verhalten ihres Halters als Orientierung nutzen.
  • Genetisch weniger anfällig für Stress sind.

Viele Hunde lernen durch Training und Erfahrung, dass Gewitter keine Gefahr darstellen. Manche Hunde bleiben von Natur aus ruhig, während andere erst mit gezielter Unterstützung lernen, gelassener zu bleiben.

Fazit: Viele Faktoren bestimmen, ob ein Hund Gewitterangst entwickelt

Ob ein Hund Angst vor Gewittern hat oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Genetik, Prägung, Sinneswahrnehmung und die Reaktion des Halters spielen eine entscheidende Rolle. Während manche Hunde von Natur aus unbeeindruckt bleiben, brauchen andere gezieltes Training, um mit ihrer Angst besser umzugehen. Wichtig ist, frühzeitig auf Anzeichen von Angst zu reagieren und den Hund schrittweise an laute Geräusche zu gewöhnen.

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