Beruhigungsmittel gegen Angst

  • Isabel Scheu
  • 12.06.2025
  • Gewitterangst

Tabletten gegen Angst? Wann Beruhigungsmittel sinnvoll sind

Viele Hundebesitzer stehen vor einer schwierigen Entscheidung, wenn ihr Vierbeiner unter extremer Gewitterangst leidet:Sind Beruhigungstabletten eine Lösung – oder gibt es bessere Alternativen? Während sanfte Methoden wie Training, Anti-Stress-Westen oder Aromatherapie vielen Hunden helfen, gibt es Fälle, in denen Angst so stark ausgeprägt ist, dass Medikamente die einzige Möglichkeit scheinen. Doch wann sind Beruhigungsmittel wirklich sinnvoll, welche Wirkstoffe gibt es, und welche natürlichen Alternativen könnten helfen? Dieser Beitrag gibt dir eine fundierte Entscheidungshilfe.

Wann sind Beruhigungsmittel für Hunde sinnvoll?

Leichte bis mittlere Angst lässt sich oft durch Training und Umweltanpassungen reduzieren. Doch wenn ein Hund in eine extreme Panik gerät, kann das gefährlich werden – für ihn selbst und sein Umfeld.

Medikamente können helfen, wenn dein Hund:

  • Starke Panikattacken bei Gewittern zeigt (z. B. unkontrolliertes Zittern, Erbrechen, Durchfall, Selbstverletzung).
  • Fluchtverhalten entwickelt (z. B. versucht, durch Fenster oder Türen zu entkommen).
  • Starke körperliche Symptome wie Atemnot oder Kreislaufprobleme hat.
  • Auch bei anderen lauten Geräuschen (Feuerwerk, Silvester, Schüsse) extreme Angstreaktionen zeigt.
  • Auf alle anderen Maßnahmen (Training, Pheromone, Thundershirt) nicht anspricht.

In solchen Fällen kann eine gezielte medikamentöse Unterstützung notwendig sein, um den Stress für den Hund zu reduzieren und weitere Verschlechterungen der Angst zu vermeiden.

Welche Beruhigungsmittel gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Medikamenten, die bei Angstzuständen eingesetzt werden. Diese sollten nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt verabreicht werden!

1. Kurzfristig wirkende Beruhigungsmittel (bei akuter Panik)

Diese Medikamente werden meist einige Stunden vor einem erwarteten Stressereignis (z. B. Gewitter oder Feuerwerk) gegeben.

Typische Wirkstoffe:
  • Dexmedetomidin (Sileo®) – Speziell für Geräuschangst entwickelt, reduziert Panik ohne starke Sedierung.
  • Alprazolam (Tavor® für Tiere) – Ein Benzodiazepin, das schnelle Angstlinderung bringt, aber nur kurzfristig eingesetzt wird.
  • Acepromazin (Vetranquil®) – Wird nicht mehr empfohlen, da es den Hund zwar bewegungsunfähig macht, aber die Angst im Kopf bestehen bleibt.
Vorteile:

✔ Schnell wirksam

✔ Reduziert akute Panikattacken

✔ Bei richtigem Einsatz relativ sicher

Nachteile:

✖ Manche Medikamente können die Wahrnehmung verzerren und zu Verwirrung führen.

✖ Nicht alle Hunde reagieren gleich gut.

✖ Können müde machen oder die Bewegungsfähigkeit einschränken.

2. Langfristige Angstmedikamente (bei chronischer Angst)

Wenn ein Hund nicht nur bei Gewittern, sondern dauerhaft unter Angst leidet, kann eine längerfristige Medikation sinnvoll sein.

Typische Wirkstoffe:
  • Fluoxetin (Reconcile®) – Ein Antidepressivum aus der Gruppe der SSRI (wie bei Menschen unter dem Namen „Prozac“ bekannt), das langfristig die Angst reduziert.
  • Clomipramin (Clomicalm®) – Wird oft bei Trennungsangst und Phobien eingesetzt.
  • Gabapentin – Wird bei extremen Angstreaktionen oder in Kombination mit anderen Mitteln verwendet.
Vorteile:

✔ Kann helfen, Angst langfristig zu kontrollieren.

✔ Fördert Gelassenheit und ermöglicht Trainingserfolge.

Nachteile:

✖ Wirkung setzt oft erst nach Wochen ein.

✖ Muss dauerhaft gegeben werden.

✖ Kann Nebenwirkungen wie Appetitveränderungen oder Lethargie haben.

Natürliche Alternativen zu Medikamenten

Wenn du Beruhigungsmittel vermeiden möchtest, gibt es sanftere Alternativen die Angst reduzieren können. Diese sind zwar nicht so stark wie Medikamente, können aber eine wertvolle Unterstützung sein.

1. Pheromone (Adaptil®)
  • Synthetische Beruhigungspheromone, die das natürliche Wohlfühlhormon der Mutterhündin nachahmen.
  • Gibt es als **Steckdosen-Diffusor, Spray oder Halsband**.
  • Wirkt besonders gut bei **leichten bis mittleren Angstzuständen**.
2. Bachblüten (Rescue Tropfen®)
  • Speziell für akuten Stress entwickelt.
  • Kann ins Trinkwasser oder direkt ins Maul gegeben werden.
  • Wirksamkeit wissenschaftlich umstritten, aber viele Halter berichten von positiven Effekten.
3. CBD-Öl
  • Wird aus Hanf gewonnen und wirkt beruhigend.
  • Kann helfen, Stress abzubauen, ohne den Hund zu sedieren.
  • Achte darauf, dass das Öl **THC-frei** ist!
4. L-Tryptophan (Zylkene®)
  • Eine natürliche Aminosäure, die als Vorstufe von Serotonin wirkt.
  • Kann langfristig zur Angstreduktion beitragen.
  • Gibt es als Kapseln oder Pulver.
5. Anti-Stress-Kräuter
  • Kamille, Melisse und Baldrian wirken beruhigend.
  • Können als Tee ins Trinkwasser gegeben werden.
  • Wirken sanft, aber nicht so stark wie Medikamente.

Wann solltest du zum Tierarzt gehen?

Falls dein Hund regelmäßig unter Panikattacken leidet oder sich die Angst mit der Zeit verschlimmert, solltest du einen Tierarzt oder Verhaltenstherapeuten hinzuziehen. Medikamente sind keine Dauerlösung, aber sie können deinem Hund helfen, akute Angstzustände besser zu bewältigen und ihn für ein gezieltes Training empfänglicher machen.

Fazit: Medikamente nur als letzte Option

Beruhigungsmittel sollten **nur dann eingesetzt werden, wenn andere Methoden nicht ausreichen**. Sie können in akuten Situationen helfen, sollten aber idealerweise mit **Training und alternativen Beruhigungsmethoden** kombiniert werden. Jeder Hund reagiert anders – es lohnt sich, verschiedene sanfte Methoden auszuprobieren, bevor man zu Medikamenten greift. Ein Gespräch mit dem Tierarzt ist unerlässlich, um die richtige Entscheidung für deinen Hund zu treffen.

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