Hormone in der Pubertät

  • Isabel Scheu
  • 08.10.2025
  • Pubertät

„Chaos im Kopf und Kribbeln im Körper – was in der Hormonküche deines pubertierenden Hundes wirklich passiert“

Dein Hund ist plötzlich schreckhaft, dann wieder übermütig. Er schnuppert intensiv, markiert mehr, zeigt ungewohntes Verhalten – und du fragst dich: „Was ist bloß los mit ihm?“ Willkommen in der „Hormonküche“ deines Hundes! Während der Pubertät kocht es dort richtig – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die hormonellen Veränderungen, die jetzt stattfinden, beeinflussen das Verhalten, die Emotionen und die körperliche Entwicklung deines Vierbeiners massiv.

In diesem Beitrag nehmen wir dich mit auf eine Reise durch die wichtigsten Hormone, die in der Pubertät deines Hundes eine Rolle spielen. Verständlich, spannend und alltagsnah – damit du verstehst, was in deinem Hund gerade los ist und warum sein Verhalten manchmal völlig unlogisch erscheint.

1. Testosteron – der Antreiber bei Rüden

Testosteron ist das wichtigste männliche Sexualhormon und wird vor allem in den Hoden gebildet. Es steigt während der Pubertät deutlich an und beeinflusst nicht nur das äußere Erscheinungsbild (z. B. Muskelaufbau, Markierverhalten), sondern auch das Verhalten:

  • verstärkter Sexualtrieb
  • mehr Selbstbewusstsein (oder Pseudodominanz)
  • verändertes Sozialverhalten gegenüber anderen Rüden
  • vermehrtes Interesse an Hündinnen

Testosteron macht aus einem verspielten Junghund einen eigenständig denkenden, manchmal aufmüpfigen Teenager. Aber: Es ist auch wichtig für die Reifung der Persönlichkeit und die Fähigkeit zur Selbstregulation.

2. Östrogen & Progesteron – Hormone im Hündinnenkörper

Bei Hündinnen sind vor allem die weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron entscheidend. Östrogen sorgt für die Entwicklung der Geschlechtsorgane und steuert den Zyklus. Mit der ersten Läufigkeit (meist zwischen dem 6. und 12. Monat) kommt die Hormonproduktion richtig in Fahrt:

  • das Verhalten kann schwanken: Hündinnen wirken plötzlich „zickig“ oder anhänglich
  • soziale Interaktionen mit anderen Hunden verändern sich
  • auch spielerisches oder jagdliches Verhalten kann zunehmen

Progesteron wird nach dem Eisprung gebildet – unabhängig davon, ob eine Trächtigkeit vorliegt. Es kann die Hündin träger, sensibler oder sogar scheinträchtig machen. Viele Halter bemerken Veränderungen erst nach der Läufigkeit – dabei tobt das Hormonchaos längst davor und danach weiter.

3. Cortisol – das Stresshormon

Cortisol ist kein Sexualhormon, spielt aber in der Pubertät eine zentrale Rolle. Denn das Gehirn deines Hundes ist in dieser Zeit besonders empfindlich für Stressreize. Die Amygdala (das Angstzentrum im Gehirn) ist überaktiv, während der präfrontale Cortex (zuständig für Impulskontrolle) noch in Entwicklung ist.

Die Folge:

  • Hunde reagieren empfindlicher auf Lärm, neue Orte, Menschen oder andere Hunde
  • das Stresslevel ist schneller hoch – und sinkt langsamer wieder ab
  • Überforderung kann sich in Übersprungshandlungen (z. B. Zwicken, Springen, Bellen) äußern

Cortisol hilft kurzfristig bei der Anpassung – aber dauerhaft erhöhte Werte können das Lernen blockieren und die Beziehung belasten.

4. Dopamin und Serotonin – Glück und Belohnung

Auch die „Glückshormone“ Dopamin und Serotonin verändern sich in der Pubertät. Sie beeinflussen Motivation, Impulskontrolle und emotionale Stabilität:

  • Dopamin ist wichtig für Lernprozesse – es motiviert, Neues auszuprobieren
  • Serotonin wirkt beruhigend – bei Mangel kommt es schneller zu Unruhe und Frust

In der Pubertät sind die Rezeptoren für diese Neurotransmitter noch instabil – was erklärt, warum dein Hund plötzlich „flatteriger“ oder gereizter wirkt.

Fazit: Hormonell gesehen ist dein Hund im Ausnahmezustand

Die Pubertät ist nicht nur eine Phase des Wachstums – sie ist ein komplettes neurologisch-hormonelles Reifeprogramm. Testosteron, Östrogen, Cortisol und Co. sorgen für Verwirrung, Umstrukturierung und Veränderung. Wenn dein Hund also „komisch“ wird, liegt das nicht an schlechter Erziehung – sondern an einer tiefgreifenden inneren Transformation.

Dein Job? Verständnis, Struktur, Geduld – und das Wissen, dass diese Zeit vergeht. Mit der richtigen Begleitung wird aus dem pubertierenden Wirbelwind ein souveräner, sicherer Hund – mit dir als verlässlichem Partner an seiner Seite.

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