Hilfe Pubertät
- Isabel Scheu
- 19.10.2025
- Pubertät
„Plötzlich fremd? Warum du deinen Hund in der Pubertät kaum wiedererkennst“
Er war so lieb, so folgsam, so aufmerksam. Du hattest das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Doch auf einmal steht da ein anderer Hund vor dir: Er ignoriert Kommandos, zerrt an der Leine, testet Grenzen und wirkt aufgedreht oder sogar aggressiv. Vielleicht ist er auch plötzlich ängstlich, unsicher oder zieht sich zurück. Du fragst dich: „Was ist passiert? Wo ist mein Hund hin?“
Willkommen in der emotional wohl herausforderndsten Phase der Hundehaltung – der Pubertät. Sie ist keine Ausnahme, sondern ein normaler Teil der Entwicklung. Und ja, sie kann Hunde (und Menschen) vorübergehend verändern – manchmal bis zur Unkenntlichkeit. In diesem Beitrag erfährst du, warum dein Hund sich gerade „fremd“ anfühlt, was hinter dem Verhalten steckt – und wie du diese Phase gemeinsam überstehst.
1. Warum verändert sich mein Hund so stark?
Die Pubertät ist nicht nur ein hormoneller Umbruch – sie ist ein kompletter neurologischer Umbau. Im Gehirn deines Hundes werden bisher funktionierende Verbindungen neu geordnet. Botenstoffe wie Dopamin, Testosteron oder Cortisol beeinflussen Emotionen, Reaktionen und Lernprozesse. Gleichzeitig ist das „Vernunftzentrum“ im Gehirn – der präfrontale Cortex – noch nicht ausgereift. Ergebnis: Dein Hund handelt oft impulsiv, vergisst Gelerntes oder reagiert über.
Was du als „ungezogen“ empfindest, ist oft eine Kombination aus innerem Chaos und hormoneller Überforderung.
2. Typische Veränderungen in der Pubertät
Viele Hunde zeigen in dieser Zeit eine oder mehrere der folgenden Verhaltensänderungen:
- Ignorieren von Rückrufen oder Kommandos
- Plötzliche Angst vor bekannten Dingen
- Verstärktes Jagd- oder Sexualverhalten
- Unruhe, Zerstörungswut oder Aufmerksamkeitsforderung
- Dominantes Auftreten gegenüber Menschen oder anderen Hunden
- Rückschritte bei der Stubenreinheit oder beim Alleinbleiben
Diese Veränderungen sind individuell unterschiedlich und können in Phasen auftreten – sie kommen plötzlich und gehen oft genauso überraschend wieder.
3. Warum dich diese Phase so sehr mitnimmt
Die emotionale Bindung zu deinem Hund ist tief. Du hast Zeit, Energie und Liebe investiert – da trifft es hart, wenn scheinbar alles verloren geht. Viele Halter*innen fühlen sich überfordert, frustriert oder sogar verletzt, wenn der vertraute Partner plötzlich „gegen sie arbeitet“. Dazu kommt häufig der Druck von außen: Andere Hundebesitzer, Familie oder Trainer kommentieren dein „Problemverhalten“ – was Selbstzweifel verstärken kann.
Aber du bist nicht allein – fast alle Hundemenschen erleben diese Phase. Sie ist herausfordernd, aber auch überwindbar.
4. Was dein Hund jetzt braucht – und du auch
Auch wenn es schwerfällt: Dein Hund braucht jetzt vor allem Struktur, Ruhe und eine liebevoll-konsequente Führung. Du bist sein sicherer Hafen – auch wenn er gerade auf stürmischer See segelt.
- Bleib ruhig und vorhersehbar: Dein Hund braucht Orientierung, kein Chaos.
- Reduziere Reize: Weniger Hundekontakte, kürzere Spaziergänge, mehr Ruhe helfen, Reizüberflutung zu vermeiden.
- Wiederhole Grundlagen: Rückruf, Leinenführigkeit und Impulskontrolle in kleinen Dosen trainieren – statt ständig neue Kommandos.
- Erlaube Rückschritte: Stubenreinheit oder Alleinbleiben können wackeln – das ist normal. Bleib geduldig.
5. Und wenn du selbst an deine Grenzen kommst?
Sprich mit anderen. Tausche dich aus – in Trainingsgruppen, Foren oder mit Hundetrainern. Es tut gut zu wissen, dass du nicht allein bist. Und: Gönn dir Pausen. Du musst nicht jeden Tag perfekt erziehen. Auch du darfst lernen, durch diese Phase zu navigieren – mit Empathie für dich selbst.
Fazit: Fremdsein ist nur eine Phase – Beziehung bleibt
Die Pubertät ist ein Test – für Vertrauen, Geduld und Beziehung. Aber sie ist nicht das Ende eures Teams. Im Gegenteil: Wer diese Zeit gemeinsam übersteht, wird oft noch enger verbunden. Dein Hund ist nicht „verloren“. Er ist gerade auf einer Baustelle – und du bist sein Gerüst.
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