Läufigkeit und Rübelverhalten
- Isabel Scheu
- 18.10.2025
- Pubertät
„Wenn Hormone die Kontrolle übernehmen: Läufigkeit und Rüpelverhalten in der Hundepubertät“
Dein Jungrüde ist plötzlich nur noch mit der Nase am Boden, zieht Richtung jeder Hündin und hört scheinbar gar nicht mehr? Oder deine Hündin wird das erste Mal läufig, wirkt plötzlich launisch, anhänglich oder sogar gereizt? Willkommen in der hormonellen Hochsaison! In der Pubertät beginnt nicht nur die emotionale Selbstständigkeit – auch das Sexualverhalten nimmt Fahrt auf. Und das sorgt für jede Menge neue Herausforderungen im Alltag.
Ob du nun eine junge Hündin oder einen pubertierenden Rüden begleitest: In dieser Phase gilt es, gelassen zu bleiben, gute Managementstrategien zu entwickeln und deinem Hund Orientierung zu geben. In diesem Beitrag erfährst du, wie Läufigkeit und Rüpelverhalten zusammenhängen, worauf du jetzt besonders achten solltest – und wie du mit Klarheit und Ruhe durch die stürmische Zeit navigierst.
1. Was passiert während der Läufigkeit?
Die erste Läufigkeit tritt bei Hündinnen meist zwischen dem 6. und 15. Lebensmonat auf – abhängig von Rasse und individueller Entwicklung. Der Zyklus dauert etwa drei Wochen und verläuft in verschiedenen Phasen:
- Proöstrus (Vorbrunst): Anschwellen der Vulva, blutiger Ausfluss, Interesse der Rüden steigt – aber die Hündin ist noch nicht deckbereit.
- Östrus (Standhitze): Die fruchtbare Phase – die Hündin ist paarungsbereit, zeigt aktives Interesse an Rüden, steht häufig beim Aufreiten.
- Metöstrus (Nachbrunst): Hormoneller Abbau, Verhalten normalisiert sich wieder.
Typische Verhaltensveränderungen: erhöhte Anhänglichkeit, Rückzugsverhalten, Reizbarkeit gegenüber anderen Hunden – oder Flirtverhalten mit Rüden. Einige Hündinnen sind während der Läufigkeit sensibler, schneller gestresst oder weniger konzentriert.
2. Und bei Rüden? Willkommen im Testosteron-Dschungel
Bei Rüden setzt die sexuelle Reifung meist zwischen dem 6. und 12. Monat ein. Die Produktion von Testosteron steigt – und mit ihr das Interesse an Hündinnen, das Markierverhalten und (nicht selten) das Aufreiten. Besonders ausgeprägt wird das Verhalten in Gegenwart läufiger Hündinnen – aber auch ohne direkten Kontakt zeigen viele Jungrüden typische „Rüpelverhaltensweisen“:
- Intensives Schnüffeln und Markieren
- Unruhe beim Spaziergang, Ziehen zur nächsten Hündin
- Ignorieren von Kommandos, wenn Hündinnen in der Nähe sind
- Aufreiten – bei Artgenossen, Menschen, Decken oder Spielzeug
- Erhöhte Reaktivität oder Aggression gegenüber anderen Rüden
3. Was ist hormonell bedingt – und was hat mit Erziehung zu tun?
Hormone beeinflussen das Verhalten, aber sie sind kein Freibrief für Grenzüberschreitungen. Ein pubertierender Rüde darf lernen, dass „Duftwolken“ nicht automatisch das Hirn ausschalten – und dass Orientierung an dir wichtiger ist als die nächste Hündin. Umgekehrt darf eine Hündin während der Läufigkeit zwar sensibler sein – dennoch sollte sie sich führen lassen und soziale Regeln einhalten.
Hier hilft kein „Durchgreifen“, sondern souveränes Management: Verständnis für die hormonelle Situation plus klare, ruhige Führung.
4. Praktische Tipps für Hündinnen in der Läufigkeit
- Hundebegegnungen meiden: Besonders in der Standhitze – vermeide ungewollten Deckakt und Stress mit aufdringlichen Rüden.
- Leine und Maulkorb bei Bedarf: In manchen Bundesländern ist das Pflicht – informiere dich vorab.
- Ruhe und Rückzug ermöglichen: Viele Hündinnen wollen während der Läufigkeit weniger Reize – gib ihr Sicherheit und ein ruhiges Umfeld.
- Sauberkeit: Nutze spezielle Hundehöschen oder waschbare Unterlagen, um Wohnung und Möbel zu schützen.
5. Praktische Tipps für pubertierende Rüden
- Distanz zu läufigen Hündinnen: In dieser Phase sind Geruch und Reizbarkeit extrem hoch – meide diese Reize, wenn möglich.
- Trainiere Frustrationstoleranz: Er darf lernen, nicht zu allem hinzulaufen, was duftend lockt.
- Impulse kontrollieren: Kurze, fokussierte Übungen helfen, das Gehirn wieder „online“ zu holen.
- Aufreiten stoppen: Ruhig und konsequent abbrechen – ohne Strafe, aber mit klarer Grenze.
6. Wann medizinische Maßnahmen sinnvoll sind
Sowohl bei Hündinnen als auch bei Rüden kann es Situationen geben, in denen eine Kastration medizinisch oder verhaltenstherapeutisch sinnvoll ist – z. B. bei ständigem Stress, hormonell bedingten Erkrankungen oder ausgeprägtem Sexualverhalten. Lass dich hier ausführlich und individuell vom Tierarzt und Verhaltensexperten beraten – eine pauschale Empfehlung gibt es nicht.
Fazit: Hormone sind keine Ausrede – aber ein wichtiger Faktor
Läufigkeit und Rüpelverhalten gehören zur Pubertät deines Hundes dazu – sie sind Ausdruck der körperlichen und sozialen Reifung. Statt mit Ärger oder Strenge zu reagieren, braucht dein Hund jetzt Management, Struktur und ein sicheres Gegenüber. Du musst nicht alles durchgehen lassen – aber du darfst Verständnis zeigen. So wird aus der wilden Phase ein Stück Beziehungsausbau – und keine Dauerkrise.
Kategorien
Top Neuigkeiten
Rauchen und Hunde
Rauchen und Hunde: Wie...
Frühlingstoxine
Frühlingstoxine: Diese...