Klarheit in der Pubertät

  • Isabel Scheu
  • 15.10.2025
  • Pubertät

„Klare Worte statt harter Hand – warum dein pubertierender Hund Führung, aber keine Strenge braucht“

Die Pubertät deines Hundes ist da – und mit ihr der tägliche Stresstest für deine Geduld. Kommandos werden ignoriert, dein Hund zieht plötzlich wieder an der Leine, testet Grenzen, bellt andere Hunde an oder scheint völlig „dicht“ zu machen. Der Frust wächst, und vielleicht hörst du jetzt öfter Sätze wie: „Da musst du jetzt durchgreifen!“ oder „Jetzt ist Konsequenz gefragt!“ Doch Achtung: Was viele mit Härte verwechseln, braucht in Wirklichkeit Klarheit – und emotionale Führung.

In diesem Beitrag erfährst du, warum ein liebevoll-konsequenter Erziehungsstil in der Hundepubertät nicht nur effektiver, sondern auch langfristig bindungsstärkend ist. Und warum „härter durchgreifen“ meist das Gegenteil von dem bewirkt, was du dir wünschst.

1. Dein Hund ist kein Rebell – er ist in Entwicklung

In der Pubertät ist dein Hund nicht absichtlich „unartig“ – er ist hormonell, emotional und neurologisch im Ausnahmezustand. Sein Gehirn wird umgebaut, sein Verhalten neu sortiert, seine Wahrnehmung verändert sich täglich. Was gestern sicher funktionierte, ist heute wie vergessen – nicht aus Trotz, sondern weil sein System überfordert ist.

Wenn du jetzt mit Härte reagierst, schaffst du nicht Sicherheit – sondern Distanz. Dein Hund braucht in dieser Phase nicht mehr Druck, sondern mehr Orientierung.

2. Härte blockiert Vertrauen – Klarheit schafft Bindung

Ein „harter“ Umgang bedeutet oft: Lautes Korrigieren, ruckartiges Verhalten, körperlicher Druck oder psychischer Stress. Das mag kurzfristig Wirkung zeigen – langfristig zerstört es aber Vertrauen. Dein Hund lernt: „Wenn ich unsicher bin, bekomme ich Druck.“ Das führt zu Meideverhalten, Angst oder innerer Anspannung – keine guten Voraussetzungen für Lernen oder Beziehung.

Klarheit hingegen bedeutet: Du setzt liebevolle, aber feste Grenzen. Du sagst, was du willst – nicht nur, was du nicht willst. Du bleibst ruhig, aber bestimmt. Du bist fair, vorhersehbar und präsent. Und das ist es, was dein pubertierender Hund am meisten braucht.

3. Emotionale Führung ist kein Nachgeben – sondern Haltung

Viele Menschen glauben, ein sanfter, beziehungsorientierter Erziehungsstil sei „inkonsequent“ oder „zu weich“. Das Gegenteil ist der Fall: Wer klare Regeln aufstellt, freundlich kommuniziert und empathisch reagiert, führt oft effektiver – weil der Hund sich gesehen und verstanden fühlt. Das schafft Sicherheit – die emotionale Basis für jede Kooperation.

Emotionale Führung heißt:

  • Du bleibst ruhig, auch wenn dein Hund laut ist
  • Du führst, anstatt zu kontrollieren
  • Du erklärst die Welt, anstatt sie zu diktieren
  • Du gibst Struktur, aber keinen Stress

4. Klarheit in der Kommunikation – dein wichtigstes Werkzeug

In der Pubertät ist dein Hund oft reizüberflutet. Viel hilft jetzt nicht viel – sondern überfordert zusätzlich. Deine Kommunikation sollte deshalb einfach, eindeutig und konsequent sein. Verwende klare Signale, gestalte deine Körpersprache ruhig, vermeide ständiges Wiederholen von Kommandos – und bleib berechenbar in deinen Reaktionen.

Beispiel: Wenn dein Hund an der Leine zieht, bleib stehen. Ohne Worte, ohne Zerren. Sobald die Leine locker wird, geh weiter. So lernt er durch Konsequenz – nicht durch Korrektur.

5. Sanfte Führung zeigt langfristige Wirkung

Pubertät ist eine Phase, in der du den Grundstein für das spätere Verhalten deines Hundes legst. Wenn dein Hund lernt, dass er sich auch in schwierigen Momenten auf dich verlassen kann, wird er später sicherer, sozialer und ausgeglichener. Du baust keine Beziehung auf Angst auf – sondern auf Vertrauen.

Dein Hund wird sich nicht daran erinnern, wie laut du warst. Aber er wird sich daran erinnern, wie du mit ihm umgegangen bist, als er dich am meisten gebraucht hat.

Fazit: Führen statt dominieren – mit Herz und Haltung

Die Pubertät ist nicht die Zeit für Härte – sie ist die Zeit für Klarheit, Geduld und Präsenz. Dein Hund braucht dich jetzt als ruhige, verlässliche Bezugsperson, die ihn führt – nicht unterwirft. Wer in dieser Phase mit Gefühl und Struktur begleitet, erzieht keinen Untertan, sondern gewinnt einen loyalen Partner fürs Leben.

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