Ruhephasen in der Pubertät
- Isabel Scheu
- 14.10.2025
- Pubertät
„Weniger tun, mehr erreichen – warum Ruhe in der Pubertät wichtiger sein kann als Training“
Dein pubertierender Hund fordert dich täglich neu heraus: Er hört schlechter, ist schneller überdreht, scheint ständig unter Strom zu stehen. Die naheliegende Reaktion vieler Halter*innen: noch mehr trainieren, noch intensiver auslasten, noch konsequenter arbeiten. Doch genau das ist oft der falsche Weg. Denn in der hormonellen Umbauphase braucht dein Hund vor allem eins – Ruhe. Und zwar mehr, als du vielleicht denkst.
In diesem Beitrag erfährst du, warum gezielte Ruhephasen in der Hundepubertät essenziell sind, wie sich zu viel Reizinput negativ auf Verhalten und Entwicklung auswirken kann – und wie du mit weniger Aktivität zu mehr Ausgeglichenheit gelangst.
1. Pubertät bedeutet Umbau – körperlich und geistig
Die Pubertät ist nicht nur eine emotionale Herausforderung, sondern auch ein biologisches Großprojekt. Im Gehirn deines Hundes werden bestehende Verknüpfungen gelöst, neue aufgebaut, und das Zusammenspiel von Hormonen, Nerven und Emotionen wird grundlegend verändert. In dieser Zeit ist das Gehirn besonders empfindlich – zu viel Stress, Reizüberflutung oder ständige Aktivierung können das Gleichgewicht stören.
Wichtig zu verstehen: Lernen passiert nicht beim Training – sondern in der Ruhe danach. Nur wenn das Gehirn entspannt ist, kann es Informationen speichern und Verhalten verarbeiten.
2. Zu viel Training kann Stress auslösen
In der Pubertät reagieren Hunde sensibler auf Umweltreize, sind schneller überfordert und zeigen häufiger Frustverhalten. Wenn jetzt zu viel trainiert, geübt oder gefordert wird, führt das nicht zu besserem Verhalten – sondern zu mehr Anspannung. Typische Anzeichen für „zuviel“ sind:
- Überdrehtes Verhalten nach dem Training
- plötzliches Ignorieren von Kommandos
- vermehrtes Bellen, Springen oder Schnappen
- Schlafprobleme oder Unruhe zuhause
In solchen Fällen ist nicht „mehr Training“ die Lösung – sondern mehr bewusste Ruhe.
3. Regeneration ist Entwicklung
Ruhe bedeutet nicht, dass dein Hund „nur faul herumliegt“. Es bedeutet, dass sein Körper und Geist Zeit bekommen, um Reize zu verarbeiten, Emotionen zu regulieren und das Nervensystem zu stabilisieren. Besonders in der Pubertät ist das wichtig, weil die Impulskontrolle noch nicht ausgereift ist und emotionale Reize schwerer zu regulieren sind.
Ein pubertierender Hund braucht durchschnittlich 18–20 Stunden Ruhe pro Tag – darunter auch tiefe Schlafphasen. Nur so kann er körperlich und geistig gesund reifen.
4. Wie du deinem Hund Ruhe beibringst
Viele junge Hunde müssen Ruhe erst lernen – vor allem, wenn sie bisher viel Action, Hundekontakte und Abwechslung erlebt haben. Typische Hilfsmittel und Strategien für mehr Gelassenheit sind:
- Feste Ruhezeiten im Tagesablauf – z. B. nach dem Spaziergang immer eine Stunde Pause
- Ein definierter Ruheort wie Box, Körbchen oder Mattenplatz, der positiv belegt ist
- Ruhige Beschäftigung wie Kauartikel, Schnüffelteppich oder Schleckmatte
- Vermeidung von Dauerbeschallung – z. B. Fernsehen, Radio oder laute Gespräche
Auch Spaziergänge sollten nicht überfordern: Lieber ein ruhiger Waldweg mit wenig Reizen als die volle Hundewiese zur Rushhour.
5. Training dosieren – weniger ist mehr
Natürlich ist Erziehung weiterhin wichtig – aber in der richtigen Dosis. Ein kurzer Rückruf-Check auf dem Spaziergang, zwei Minuten Leinenführung im Garten – das reicht oft schon. Statt 60 Minuten Hundeschule mit zehn neuen Reizen kann eine 10-minütige Fokusübung zu Hause viel nachhaltiger wirken.
Faustregel: Qualität vor Quantität – und jede Trainingseinheit mit einer Ruhephase abschließen.
Fazit: Ruhe ist kein Rückschritt – sie ist der Schlüssel
Gerade in der Hundepubertät sind viele Halter*innen versucht, auf Verhaltensveränderungen mit mehr Input zu reagieren. Doch der bessere Weg führt oft über das Gegenteil: Entschleunigung, bewusste Pausen und echte Regeneration. Dein Hund braucht jetzt nicht mehr Kommandos, sondern mehr innere Stabilität – und die entsteht nicht im Action-Modus, sondern in der Stille danach.
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