Hund bellt plötzlich fremde Hunde an

  • Isabel Scheu
  • 12.10.2025
  • Pubertät

„Plötzlich laut? Warum dein Hund fremde Hunde anbellt – und was wirklich dahintersteckt“

Vor wenigen Wochen war dein Hund noch freundlich, neugierig und kontaktfreudig – doch nun bellt er fremde Hunde an, sobald er sie sieht. Vielleicht legt er sogar die Rute hoch, macht sich groß oder schießt in die Leine. Was ist passiert? Und noch wichtiger: Muss dich dieses Verhalten beunruhigen?

Wenn dein Hund in der Pubertät plötzlich andere Hunde verbellt, ist das kein Zeichen für Aggression oder eine gestörte Erziehung. Es ist vielmehr Ausdruck einer Phase, in der Unsicherheit, Hormone und emotionale Reifung aufeinandertreffen. In diesem Beitrag erfährst du, was dieses Verhalten bedeutet, warum es so häufig auftritt – und wie du deinem Hund jetzt richtig helfen kannst.

1. Warum pubertierende Hunde plötzlich bellen

In der Pubertät wird dein Hund selbstständiger, selbstbewusster – und gleichzeitig empfindlicher. Das soziale Gehirn deines Hundes befindet sich im Umbau. Bekannte Kommunikationsmuster funktionieren nicht mehr wie früher, neue Emotionen (z. B. Unsicherheit, Frust oder Revierverhalten) kommen hinzu. Das Ergebnis: Fremde Hunde werden stärker wahrgenommen und emotionaler bewertet.

Das Bellen kann bedeuten:

  • Unsicherheit: Dein Hund fühlt sich unwohl oder überfordert – Bellen schafft Abstand.
  • Erregung: Er ist aufgeregt oder frustriert, weil er nicht zum anderen Hund darf.
  • Revierverhalten: Besonders an der Leine zeigt sich oft „Leinenaggression“, weil der Hund sich eingeschränkt fühlt.
  • Veränderte Sozialreife: Dein Hund testet sich selbst im Umgang mit anderen – wer bin ich im sozialen Gefüge?

2. Was hormonelle Reifung damit zu tun hat

Mit der Pubertät steigt der Spiegel von Testosteron (Rüden) und Östrogen (Hündinnen). Diese Hormone beeinflussen das Verhalten gegenüber Artgenossen massiv. Rüden fangen an zu markieren, zeigen verstärkt Interesse an Hündinnen oder stellen sich anderen Rüden gegenüber „breit“. Hündinnen hingegen wirken „zickiger“, sensibler oder ambivalenter im Kontakt.

Die Folge: Begegnungen mit fremden Hunden werden intensiver, emotionaler und manchmal konflikthafter wahrgenommen – vor allem an der Leine oder in neuen Umgebungen.

3. Warum Leinenkontakt das Problem verstärkt

Viele Hunde bellen vor allem an der Leine. Der Grund: Sie fühlen sich in ihrer natürlichen Körpersprache eingeschränkt. Kein Ausweichen, kein Abwenden, keine Flucht – stattdessen Spannung durch Leine, Halter und Reiz direkt vor der Nase. Das führt oft zu einer „vorsorglichen“ Reaktion – und Bellen wird zum Mittel, Distanz herzustellen.

Das gilt besonders für unsichere Hunde, die lieber auf Abstand bleiben würden – oder für junge Hunde, die noch keine stabile soziale Kompetenz entwickelt haben.

4. Was du tun kannst – souverän statt schimpfen

Wenn dein Hund fremde Hunde anbellt, hilft kein Schimpfen – im Gegenteil: Damit verstärkst du seine Aufregung oder Angst. Stattdessen solltest du:

  • Distanzmanagement betreiben: Geh auf Abstand, bevor dein Hund überhaupt bellt – so zeigst du ihm, dass du die Situation kontrollierst.
  • Ruhiges Verhalten belohnen: Loben und belohnen, wenn dein Hund ruhig bleibt oder von sich aus Blickkontakt zu dir sucht.
  • Auf Körpersprache achten: Erkenne erste Signale (Ohren, Rute, Muskelspannung), um rechtzeitig zu handeln.
  • Alternativverhalten etablieren: Z. B. Futterhand einführen oder ein ruhiges „Schau mich an -  Blickkontakt“ trainieren.

5. Wann es Zeit für Unterstützung ist

Wenn das Bellen sehr häufig, heftig oder unkontrollierbar wird, solltest du nicht zögern, dir professionelle Unterstützung zu holen. Ein erfahrener Hundetrainer oder Verhaltenstherapeut kann helfen, die Ursachen genau zu analysieren und individuelle Trainingsschritte zu entwickeln.

Fazit: Bellen ist keine Rebellion – sondern Ausdruck eines Entwicklungsschritts

Wenn dein Hund in der Pubertät plötzlich fremde Hunde anbellt, ist das kein Fehlverhalten, sondern ein Signal dafür, dass sich etwas verändert. Mit Ruhe, Verständnis und Training kannst du ihm helfen, neue Erfahrungen sicher zu verarbeiten – und langfristig ein freundliches, stabiles Sozialverhalten zu entwickeln. Denk daran: Auch diese Phase geht vorbei – und du hast es in der Hand, sie für eure Beziehung positiv zu gestalten.

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