Rückfall ins Welpenverhalten

  • Isabel Scheu
  • 11.10.2025
  • Pubertät

„Plötzlich wieder Welpe? Warum dein pubertierender Hund sich rückwärts entwickelt – und das völlig normal ist“

Du dachtest, die Welpenzeit sei geschafft: Dein Hund war stubenrein, konnte alleine bleiben, hat nicht mehr alles angekaut – und plötzlich ist alles wieder anders. Er winselt, bellt bei jeder Kleinigkeit, nagt wieder an Möbeln oder vergisst scheinbar, dass er draußen machen soll. Willkommen beim „Rückfall ins Welpenverhalten“ – ein völlig normales Phänomen in der Pubertät vieler Hunde.

Was wie ein Rückschritt aussieht, ist in Wirklichkeit ein natürlicher Teil der Entwicklung. Denn in der Hundepubertät wird nicht nur das Verhalten, sondern auch das Nervensystem neu strukturiert. In diesem Beitrag erfährst du, warum solche Rückfälle auftreten, was sie bedeuten – und wie du damit gelassen und souverän umgehst.

1. Warum kommt es zu Rückfällen in der Pubertät?

In der Pubertät durchläuft dein Hund eine komplexe Reifungsphase, in der das Gehirn massiv umgebaut wird. Synapsen (also Verbindungen zwischen Nervenzellen) werden neu verschaltet, manche sogar abgebaut – darunter auch solche, die in der Welpenzeit gelernt wurden. Das bedeutet: Gelerntes kann vorübergehend verloren gehen oder instabil erscheinen.

Typische Rückschritte:

  • Unsauberkeit trotz vorheriger Stubenreinheit
  • Plötzliches Wieder-Kauen an Möbeln, Kabeln oder Schuhen
  • Trennungsstress beim Alleinbleiben
  • Ängstliches Verhalten in Alltagssituationen, die zuvor kein Problem waren
  • Unkontrolliertes Übersprungverhalten (Bellen, Anspringen, Zwicken)

Gut zu wissen: Rückfälle sind kein Zeichen für Erziehungsfehler – sondern für einen natürlichen Umstrukturierungsprozess im Gehirn deines Hundes.

2. Der Einfluss von Hormonen und Stresshormonen

Sexualhormone wie Testosteron und Östrogen beeinflussen nicht nur das Sozialverhalten, sondern auch die emotionale Stabilität. Gleichzeitig ist in der Pubertät das Stresshormon Cortisol oft erhöht – die Reizverarbeitung läuft schneller und intensiver, der Hund wirkt „dünnhäutiger“ und reagiert impulsiver.

In dieser Phase kann dein Hund Situationen plötzlich als bedrohlich empfinden, obwohl er sie vorher gut gemeistert hat. Und: Der zunehmende Wunsch nach Selbstständigkeit führt dazu, dass dein Hund häufiger eigene Entscheidungen trifft – auch wenn sie gegen bereits Erlerntes sprechen.

3. Warum du jetzt nicht korrigieren, sondern begleiten solltest

Wenn dein Hund wieder „in alte Muster zurückfällt“, ist es verlockend, mit Konsequenz, Strenge oder Frust zu reagieren. Doch das führt oft zu mehr Verunsicherung – und nicht zu mehr Kooperation. Stattdessen braucht dein Hund jetzt vor allem eines: Verständnis und Orientierung.

Was du tun kannst:

  • Wiederhole bekannte Übungen in einfacher Form – statt neue Kommandos einzuführen
  • Schaffe verlässliche Tagesstrukturen und feste Ruhezeiten
  • Fördere Sicherheit durch positive Verstärkung – nicht durch Druck
  • Beobachte deinen Hund genau: Was überfordert ihn gerade? Wo braucht er Rückhalt?

4. Wann Rückfälle bedenklich sind

Ein Rückfall ist in den meisten Fällen unbedenklich und vorübergehend. Dennoch solltest du aufmerksam bleiben, wenn:

  • der Hund dauerhaft unsauber wird (und keine organische Ursache vorliegt)
  • das Verhalten über Wochen deutlich eskaliert
  • starke Ängste oder Aggressionen neu auftreten

In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, einen erfahrenen Hundetrainer oder Tierarzt hinzuzuziehen, um medizinische oder psychologische Ursachen auszuschließen.

Fazit: Der Rückfall ist Teil des Wegs – kein Scheitern

Wenn dein pubertierender Hund plötzlich wieder zum Welpen wird, ist das kein Grund zur Sorge. Es ist ein Zeichen dafür, dass in seinem Inneren gerade viel passiert. Mit Geduld, Verständnis und klarem, ruhigem Training stärkst du nicht nur seine Fähigkeiten – sondern auch eure Beziehung. Und denk daran: Kein Entwicklungsschritt verläuft geradlinig. Auch der Rückschritt gehört zum Vorankommen.

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