Mythos: Giardien sind harmlos
- Isabel Scheu
- 08.09.2025
- Giardien
„Nur ein bisschen Durchfall? Warum Giardien alles andere als harmlos sind“
Viele Hundehalter zucken bei einem positiven Giardien-Befund nur mit den Schultern. „Das hat doch jeder Hund mal“, heißt es dann. Oder: „Solange er normal frisst, ist es nicht schlimm.“ Ein gefährlicher Trugschluss. Denn auch wenn Giardien oft unterschätzt werden – sie sind keine harmlose Begleiterscheinung, sondern hochinfektiöse, belastende Parasiten, die nicht nur für den betroffenen Hund zur Gefahr werden können, sondern auch für Artgenossen, andere Tiere und sogar für Menschen.
In diesem Beitrag räumen wir mit dem Irrtum auf, dass Giardien unproblematisch sind. Du erfährst, welche gesundheitlichen Folgen eine unbehandelte Infektion haben kann, warum besonders junge, alte oder immungeschwächte Hunde gefährdet sind – und weshalb du Giardien immer ernst nehmen solltest, auch wenn dein Hund äußerlich gesund wirkt.
1. Was sind Giardien überhaupt?
Giardien sind mikroskopisch kleine Einzeller, die den Dünndarm befallen. Sie heften sich an die Darmschleimhaut, stören dort die Nährstoffaufnahme und reizen die Schleimhaut. Die Folge: Durchfall, Blähungen, Gewichtsverlust – und im schlimmsten Fall eine chronische Magen-Darm-Störung.
Giardien treten weltweit auf und sind bei Hunden eine der häufigsten Ursachen für anhaltenden oder wiederkehrenden Durchfall – besonders bei:
- Welpen und Junghunden
- Hunden aus dem Tierschutz
- geschwächten oder alten Tieren
- Mehrhundehaushalten und Hundepensionen
2. „Aber mein Hund hat doch keine Symptome“ – das trügerische Bild
Tatsächlich zeigen viele Hunde mit Giardienbefall keine offensichtlichen Krankheitszeichen. Sie fressen normal, wirken munter – scheiden aber täglich Tausende Zysten mit dem Kot aus. Das macht sie zu sogenannten asymptomatischen Trägern. Besonders tückisch: Diese Hunde stecken andere Hunde oder sogar Menschen unbemerkt an, obwohl sie selbst nie krank erscheinen.
3. Was passieren kann, wenn Giardien unbehandelt bleiben
Auch ohne akuten Durchfall sind Giardien alles andere als harmlos. Eine anhaltende Infektion kann:
- zu chronischer Mangelernährung führen, weil die Darmzotten geschädigt werden
- das Immunsystem schwächen, da wichtige Nährstoffe nicht mehr aufgenommen werden
- Haut- und Fellprobleme verursachen, z. B. stumpfes Fell, Juckreiz, vermehrter Haarverlust
- bei empfindlichen Hunden zu dauerhaften Verdauungsproblemen führen, selbst nach Abheilung
Welpen, ältere Hunde oder Hunde mit Vorerkrankungen können durch den Flüssigkeitsverlust bei wiederkehrendem Durchfall sogar lebensbedrohlich geschwächt werden.
4. Auch Menschen können sich infizieren – Zoonosegefahr
Giardien zählen zu den sogenannten Zoonosen – also Krankheiten, die von Tier auf Mensch übertragbar sind. Besonders gefährdet sind:
- Kinder (wegen engem Kontakt, mangelnder Hygiene)
- ältere Menschen
- Schwangere
- Menschen mit geschwächtem Immunsystem
Eine Infektion beim Menschen äußert sich ähnlich wie beim Hund: Durchfall, Bauchkrämpfe, Übelkeit. Die Ansteckung erfolgt meist über kontaminierten Kot, verschmutzte Hände oder Flächen im Haushalt.
5. Warum „abwarten“ keine Option ist
Einmal infiziert, wird der Hund zum Dauer-Ausscheider – und damit zur dauerhaften Gefahr für andere. Ohne Behandlung ist eine spontane Heilung selten. Außerdem nützen Medikamente allein nichts, wenn nicht gleichzeitig eine strikte Hygiene im Umfeld eingehalten wird. Giardienzysten überleben auf Böden, Decken, Näpfen und sogar auf Spielzeug – und infizieren deinen Hund immer wieder neu.
6. Was du tun solltest – auch bei scheinbar harmlosen Fällen
- Kotprobe untersuchen lassen – insbesondere bei wiederkehrendem, schleimigem oder wechselndem Kot
- Auch symptomfreie Hunde testen lassen, wenn ein anderes Tier im Haushalt betroffen ist
- Behandlung mit Fenbendazol oder Metronidazol in Absprache mit dem Tierarzt
- Konsequente Hygiene: Decken täglich waschen, Näpfe heiß reinigen, Böden wischen
- Nachkontrolle nach der Therapie – mit 3-Tage-Sammelprobe
Fazit: Giardien sind nicht harmlos – sie werden nur oft unterschätzt
Nur weil ein Hund keine Symptome zeigt, heißt das nicht, dass keine Gefahr besteht. Giardien können langfristig ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen und andere Tiere – oder auch dich selbst – gefährden. Wer Giardien auf die leichte Schulter nimmt, riskiert unnötige Rückfälle, chronische Beschwerden und eine dauerhafte Belastung im Haushalt. Die gute Nachricht: Mit gezielter Behandlung und konsequenter Hygiene lassen sich die Parasiten besiegen – aber nur, wenn man sie ernst nimmt.
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